Ausstellung

Jüdische Gemeinde in Friesen

So lebten Juden bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Friesen

Ein Rundgang durch die Straßen Friesens zeigt die ehemaligen Wohnhäuser der jüdischen Gemeinde.

Hausnummer 53/54

Heute: Am Plan 28/26

In den 1720er Jahren kaufte der Jude Matthes von Hans Hofmann ein zu seinem Hof gehörendes Haus mit der Hausnummer 53/54, heute Am Plan 26/28. Das Anwesen blieb mehr als ein Jahrhundert lang im Besitz seiner Nachkommen. Anfang des 19. Jahrhunderts lebte hier die Familie Friedmann. Der 1792 geborene Moses Friedmann war der Jüngste von drei Brüdern. Er lebte in der rechten Hälfte des Doppelhauses, das durch ihn und seinen Bruder Salomon errichtet wurde. Noch heute findet sich sein Namen über der Eingangstür. 1835 wurde ihm auf Beschluss der Gemeinde die Ansiedelung in Friesen erlaubt. Nach den Angaben in den Matrikeln besaß er ein Vermögen von 2.000 Gulden und handelte mit rohen Häuten. Da er das Metzgerhandwerk erlernt hatte, übte er für die jüdische Gemeinde das Amt eines Schächters aus. Er starb 1861 unverheiratet und ohne Nachkommen. Sein Grabstein auf dem Friedhof bei Burgkunstadt schmückt die Abbildung einer Levitenkanne, ein symbolischer Hinweis auf die Abstammung der Familie Friedmann vom Stamm der Leviten. Die beiden Haushälften erwarben später Georg und Katharina Kaiser.

Schächten ist das rituelle Schlachten von im jeweiligen Ritus zugelassenen Schlachttieren, insbesondere im Judentum und im Islam. Die Tiere werden mit einem speziellen Messer mit einem großen Schnitt quer durch die Halsunterseite, in dessen Folge die großen Blutgefäße sowie Luft- und Speiseröhre durchtrennt werden, getötet. Mit dem Schächten soll das möglichst rückstandslose Ausbluten des Tieres, sowie ein schneller Tod gewährleistet werden.

Die Levitenkanne als Symbol auf einem Grabsteinen weist auf eine levitische Abkunft hin. Die Leviten waren im Jerusalemer Tempel auch für die kultische Reinheit zuständig und wuschen den Priestern vor dem Opferkult die Hände.

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