Ausstellung

Jüdische Gemeinde in Friesen

So lebten Juden bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Friesen

Ein Rundgang durch die Straßen Friesens zeigt die ehemaligen Wohnhäuser der jüdischen Gemeinde.

Hausnummer 47

Heute: Moschaweg 6 (Ehemaliges jüdisches Schulhaus)

Das Haus Moschaweg 6 war über viele Jahrzehnte das Schulhaus der jüdischen Gemeinde. Während die jüdischen Kinder im 19. Jahrhundert gemeinsam mit den christlichen Kindern die Dorfschule besuchten, fand hier der Religionsunterricht statt. Das Amt des Lehrers versah mehr als 35 Jahre lang Jacob Sulzbacher aus Burgkunstadt, der 1829 von der Gemeinde als Vorsänger und Religionslehrer eingestellt wurde. Er lebte mit seiner Familie in einer Wohnung im Schulhaus und erhielt ein Gehalt von 130 Gulden jährlich. Nach seinem Tod konnte die Schulstelle nur noch temporär besetzt werden. Zu viele jüdische Familien hatten bereits den Ort verlassen.
Sein Sohn Moritz Sulzbacher, der als junger Mann in die USA ausgewandert war, kehrte später wieder in seinen Geburtsort Friesen zurück. 1881 wurde ihm ein Wohnrecht auf Lebenszeit im Schul- und Synagogengebäude zugestanden. Im Ort trug er den Spitznamen „Sulzbacher mit dem Blechbauch“, da er ein metallenes Stützkorsett trug. Er starb 1910 als letzter in Friesen wohnhafter Jude und liegt auf dem jüdischen Friedhof am Ebnether Berg begraben.

Ein Rabbiner ist ein Funktionsträger in der jüdischen Religion. Seine Hauptaufgabe ist es, die Thora zu lehren. Die Grundform des Rabbiners entwickelte sich in der Pharisäer- und Talmud-Ära, als sich gelehrte Lehrer versammelten, um die schriftlichen und mündlichen Gesetze des Judentums zu kodifizieren.
Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es keine strenge Schulpflicht für Juden in Friesen. Ihr Unterricht erstreckte sich hauptsächlich auf Religion und Hebräisch. Der Lehrer für diese Religionsschulen wurde in den sogenannten Talmudschulen ausgebildet. Laut einer Verordnung von 1804 durfte die israelitische Jugend überall die christlichen Volksschulen besuchen. 1813 wird durch ein Gemeindeedikt die Volksschulbildung auch für die Juden verpflichtend. Die jüdischen Eltern mussten ihre Kinder in die christliche Volksschule schicken, sofern sie nicht für eine eigene jüdische Elementarschule aufkamen.

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