Ausstellung

Jüdische Gemeinde in Friesen

So lebten Juden bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Friesen

Ein Rundgang durch die Straßen Friesens zeigt die ehemaligen Wohnhäuser der jüdischen Gemeinde.

Begriffe aus dem Sprachschatz der Juden übernommen

Begriffe aus dem Sprachschatz der Juden übernommen

Auch die Friesener Juden sprachen miteinander jiddisch, eine aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangene westgermanische Sprache, die außer der hochdeutschen auch eine hebräisch-aramäische, eine romanische und eine slawische Komponente aufweist. In Friesen mischte sie sich auch mit dem typischen Dialekt des Frankenwalds und auch wir haben aus dieser alten Sprache einige Wörter übernommen.
So verwenden wir den Begriff Tohuwabohu, wenn wir ein großes Durcheinander benennen möchten und beziehen uns dabei indirekt auf das Chaos vor der biblischen Schöpfung. Wir wünschen uns Hals- und Beinbruch, also spaßeshalber viel Erfolg, etwa vor Prüfungen, oder Wettbewerben. Viele wissen nicht, dass diese Redensart aus dem Hebräischen – über das Jiddische – in die deutsche Sprache eingegangen ist. Ursprung hiervon ist das hebräische Hazlacha u Wracha, was „Erfolg und Segen“ bedeutet.
Im Jiddischen sprach man dies Hasloche uBroche aus und besiegelte mit diesem Spruch ein erfolgreich abgeschlossenes Geschäft. Durch Missverstehen wurde schließlich hieraus der sprichwörtliche Hals- und Beinbruch.
Es zieht wie Hechtsuppe
Auch diese auf den ersten Blick unsinnige Redewendung, die meist verwendet wird, wenn der Wind durch undichte Fenster zieht, hat sprachgeschichtlich ihren Ursprung im Jiddischen. Dort meint ech Suphe „wie Sturm“, was sicherlich auch stimmiger erscheint als eine Fischsuppe.
Aber auch der sprichwörtlich betuchte Mensch hat seinen Ursprung nicht etwa, weil seine Kleidung aus kostbarem Tuch hergestellt wäre, sondern vom jiddischen betuach (verlässlich, zahlungsfähig).
Auch wenn jemand einen Reibach macht, bezieht er sich indirekt auf das hebräische Wort Rewach (Gewinn). Verliert dieser Jemand aber all sein Geld, so steht er vor einem gewaltigen Schlamassel (Jiddisch Schlimassel: Unglück).
Wenn früher ein junger Mann seiner Angebeteten hinterherlief oder allgemein auf der Suche nach einem heiratsfähigen Mädchen war, dann war er auf der Schnorr. Hatte man sich gefunden, dann schnorrte man miteinander. (Die schnorrn mitananne) Der Spruch hat nichts mit dem damals oft ausladendem Schnurrbart zu tun, sondern stammt ebenfalls aus dem jiddischen. Da Bettelmusikanten oft mit Lärminstrumenten wie der Schnarre durch die Lande zogen, wurde die jiddische Nebenform Schnorre des Instrumentennamens auf die Musikanten übertragen. Die Musiker bettelten, also schnorrten. Und der junge Mann bettelte ebenfalls um die Gunst, der von ihm verehrten Dame. Er schnorrte halt oder ging auf die Schnorr.